Rund um den Skisport

Die größten Ski-Irrtümer: Lawinen, Gefahren, Ausrüstung

Die größten Ski-Irrtümer: Lawinen, Gefahren, Ausrüstung

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Irren ist menschlich, das wussten schon die alten Römer. Doch auf der Piste sind gefährliche Halbwahrheiten und vermeintliche Ski-Weisheiten fehl am Platz. Wahrheit oder Mythos – DSV aktiv klärt auf.

Ski-Irrtum Nr. 1: Skifahren ist gefährlich
Wer Ski fährt und gewissen Regeln nicht beachtet, kann sich verletzten. Dieses Risiko besteht immer, wenn Freizeitsportler in den Bergen unterwegs sind. Bester Schutz ist da eine gute Vorbereitung für den Winter. Wer mit sicherer Ausrüstung und Schutzkleidung unterwegs ist, seine Fähigkeiten nicht überschätz und sich an die FIS-Verhaltensregeln hält, wird viel Freude am Skifahren haben und sicher die Pisten runterkommen. Die statistische Auswertungsstelle für Ski-Unfälle (ASU) gibt Aufschluss über Zahl und Art der Unfälle auf Pisten. Diese belegt: Die Anzahl der Skiverletzungen ist um mehr als 50 Prozent rückläufig. Der Gesamtrückgang im Vergleich zur Basis-Saison 1979/80 beträgt gut 62 Prozentpunkte.

Ski-Irrtum Nr. 2: Man muss perfekt Skifahren, um in die Berge zu gehen
Skifahren ist nur eine Möglichkeit, sich die fantastische Welt der Berge zu erschließen. Für Skianfänger gilt: Obacht bei der Pistenwahl – die Pistenfarbe sollte immer den eigenen Fähigkeiten gerecht werden. Es ist wichtig, auf die Fahrgeschwindigkeit zu achten. Wer zu schnell fährt, verliert schnell die Kontrolle über seine Skier und gefährdet so sich und auch andere Ski- und Snowboardfahrer auf den Pisten. Wenn die Oberschenkel nach mehreren Abfahrten brennen, hilft eine Pause oder den Rest des Tages die Skier abzuschnallen. Viele Skiorte bieten Alternativen wie Snowtubing, Rodeln, Schneeschuh- oder Winterwanderungen. Garantiert auch ein Vergnügen für Nicht-Skifahrer.

Ski-Irrtum Nr. 3: Skifahren ist nur etwas für junge Leute
Wer sich auf der Piste und am Lift genauer umschaut, erkennt sofort: Skifahren ist keine Frage des Alters. Egal, ob 5, 10, 20, 30, 40, 50 oder Ü-60 – Skifahren und auch Snowboarden kann man in jedem Alter genießen. Vorausgesetzt die Gesundheit und die Gelenke spielen mit. Wer fit und gesund auf die Piste will, muss sich gut vorbereiten. Das gilt für junge wie für ältere Skifahrer. Die Grundlage dafür wird in der Regel vor der Wintersaison gelegt. Auch während er Saison hilft es, die körperliche Fitness und Koordination zu verbessern. DSV aktiv macht Jung und Alt mit Übungen für die Beine, den Rücken und die Arme fit.

Ski-Irrtum Nr. 4: Skifahrer können die Bindung selbst einstellen, Hauptsache der Schuh sitzt fest
Viele Wintersportler stellen ihre Skibindung im „Do-it-yourself“-Verfahren ein. Ein Fehler, der schwerwiegende Folgen haben kann! Fast jeder fünfte Skiunfall ist auf fehlerhafte Ausrüstung zurückzuführen – ein Großteil von ihnen ließe sich mit einer korrekt eingestellten Bindung vermeiden. Dabei ist der Spagat zwischen Halte- und Auslösefunktion eine echte Gratwanderung. Anfänger stürzen öfters, die Auslösefunktion ist für sie wichtiger. Während die Bindung für sie generell etwas leichter eingestellt wird, steht für gute Skifahrer die Haltefunktion im Vordergrund. Sportliche Fahrer sind meist mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und dabei wirken größere Kräfte.
Für die optimale Einstellung spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Neben persönlichen Daten wie Körpergröße und Gewicht oder Kniedurchmesser kommt es auch auf das skifahrerische Können, das Alter und die Sohlenlänge der Skischuhe an. Diese Werte sollten unbedingt im Sportfachhandel nachgemessen werden! Außerdem sind bei der Bindungsfunktion die Reibungskräfte zwischen Skischuhsohle und Bindung ausschlaggebend. Diese Widerstände werden mit einem elektronischen Bindungsprüfgerät gemessen und somit die Bindung individuell nach den Ansprüchen des Skifahrers eingestellt. Auf die Bindungsskala allein kann man sich nicht verlassen!

Ski-Irrtum Nr. 5: Einfach mal den neuen Ski des Freundes ausprobieren
Dein Freund hat ein nagelneues Powder-Modell und du denkst Dir am Berg: Wow, den probiere ich gleich Mal aus. Falsch gedacht. Skier zu tauschen, ist keine gute Idee. Wintersportler sollten davon unbedingt absehen! Hauptproblem ist die Einstellung der Skibindung. Da der optimale Einstellwert bei gleichem Körperbau, Gewicht, Fahrvermögen und sogar bei gleicher Schuhgröße variiert.
Eine falsch eingestellte Bindung kann bei Stürzen schnell zu Verletzungen führen! Auch kann die Sohlenlänge bei gleicher Schuhgröße unterschiedlich sein. Im Inneren der Bindung verändert sich die Feder je nach den Belastungen, denen sie bereits ausgesetzt wurde. Das heißt konkret: Ist bei einem Skifahrer der Wert 7 in der Bindung eingestellt, bedeutet das noch nicht, dass dieser Wert auch beim Ski des Freundes eingestellt werden muss. Erst mit der richtigen Längenanpassung entsteht ein optimales Spannungsverhältnis zwischen Fersenautomat und Vorderbacken. Ist der Druck zu groß, kann er bei einem Freund schon wieder zu klein sein – eine korrekte Auslösefunktion ist dann nicht mehr gewährleistet. Die individuelle Bindungseinstellung kann ausschließlich mit einem elektronischen Einstellgerät im Sportfachhandel vorgenommen werden.

Ski-Irrtum Nr. 6: Neue Skier sind immer besser
Der perfekte Ski kann ein neues Modell sein, muss er aber nicht. Skihersteller warten bei neuen Modellen mit neuen Technologien auf. Das kann für mehr Spaß und mehr Komfort auf der Piste sorgen. Viel wichtiger ist es aber, genau den Ski zu finden, der am besten zum Fahrstil und den Bedürfnissen passt. Dabei hilft die DSV aktiv Kaufberatung.

Eine eigene Skiausrüstung zu kaufen, lohnt sich vor allem für Vielfahrer (mehr als 7 Skitage pro Saison) und Fortgeschrittene. Im Gegensatz zu ambitionierten Skifahrern können Kinder, Einsteiger und Gelegenheitsfahrer eher von einer gemieteten Skiausrüstung profitieren. Der Second-Hand-Kauf ist eine weitere Option. Skier, Stöcke oder Bekleidung müssen nicht immer neu angeschafft werden. Macht aber nur Sinn, wenn man sich gut auskennt. Auch beim Skifahren kann durch bewussten Konsum Nachhaltigkeit gelebt werden.

Ski-Irrtum Nr. 7: In einem Hang mit vielen Spuren, wird nichts passieren
Die Lawinengefahr sollten Wintersportler niemals unterschätzen. Unterschiedlichste Kräfte und Schneemetamorphose sind für die sich täglich ändernde Lawinengefahr ausschlaggebend. Neben dem Schneedeckenaufbau, also dem Verbund der einzelnen Schneekristalle, beeinflussen auch Hanglage und -exposition das Risiko eines Lawinenabgangs. Die Schneedecke selbst verändert sich kontinuierlich durch Niederschläge, Windverfrachtungen und Temperaturentwicklungen. Gefährlich wird es dann, wenn einzelne Schneeschichten zueinander keine Bindung aufbauen oder sie verlieren. Gleich mehrere Unbekannte bleiben auch durch viele Spuren im Tiefschneehang unbeantwortet: Es ist weder zu erkennen, wie alt die Schneespuren sind, noch wie das Gelände darunter aussieht.
Durch das Befahren von Schneehängen wird Druck auf das komplexe Spannungsverhältnis innerhalb der Schneedecke ausgeübt – die Schneedecke verändert sich dadurch nachhaltig! Zwar haben die ersten Tiefschneefahrer die Schneedecke noch nicht so stark beeinflusst, dass eine Lawine ausgelöst wurde. Trotzdem kann die eigene Fahrt ausreichen, die Schneedeckenstruktur zusammenbrechen zu lassen.
Skifahrer, die sich im Gebiet nicht auskennen und denen der langfristige Schneedeckenaufbau nicht bekannt ist, haben abseits der Piste nichts verloren! Das gilt insbesondere von Lawinenwarnstufe 3 an aufwärts –  in vielen Skigebieten blinkt dann die orangene Lawinenwarnleuchte im Kassen- und Lifteinstiegsbereich. Der regionale Lawinenwarnbericht liegt in den „Prädikat geprüften Skigebieten“ täglich aus und informiert über aktuelle Gefahrenstufen, Schneedecken-Eigenschaften und die zu erwartende Wetterentwicklung.

Ski-Irrtum Nr. 8: Mit Pieps und Co kann nichts passieren
Frischverschneite Tiefschneehänge sind verlockend und laden zu einer ausgedehnten Powderfahrt oder Skitour ein. Dabei wird die „weiße Gefahr“ eines Lawinenabgangs oftmals unterschätzt – trotz der inzwischen weitverbreiteten Nutzung von Lawinenverschütteten-Suchgeräten  und dem entsprechenden Zubehör. „LVS-Gerät, Sonde, Schaufel und ABS-Rucksack sind keine Schutzgegenstände wie Protektoren oder Helme, sondern eine Notfallausrüstung! Man braucht sie nur im äußersten Notfall, am besten nie!“, betont DSV-Sicherheitsexperte Andreas König. Auch ein ABS-Rucksack ist wie der Airbag im Auto ein Notfalltool, das keine 100-prozentige Sicherheit garantieren kann. Auch wenn der Tiefschnee noch so frohlockt: Die Vernunft sollte immer siegen!
Die Notfallausrüstung bietet keinen Schutz vor Lawinenabgängen mit Verletzungs- oder gar Todesfolge. Sie erhöhen jedoch die Überlebenschance um ein Vielfaches, sollte es zum Ernstfall kommen. Sie hilft aber nichts, wenn Skitourengeher, Schneeschuhwanderer oder Freerider sie nicht sachgemäß bedienen können. Zahlreiche Bergsport-Verbände, Bergführer und Alpenvereine bieten professionelle Kurse an, die sich mit der Funktionsweise der Geräte und der Vermeidung von Lawinenunglücken intensiv auseinandersetzen. Weitere Informationen gibt es aber auch über den Deutschen Skiverband und seine Landesskiverbände. Gut beraten ist außerdem, wer für den Ernstfall eine DSV-Skiversicherung abgeschlossen hat.

Ski-Irrtum Nr. 9: Ohne sichtbare Risse schützt der Helm einwandfrei
Für einen optimalen Schutz muss ein Skihelm einwandfrei funktionieren. Ist eine äußere Einwirkung sichtbar, etwa durch Risse oder Dellen, muss der Helm ausgetauscht werden. Der Helm gewährleistet, dass die Sturzenergie bei einem Aufprall möglichst auf eine große Fläche verteilt wird und nicht konzentriert auf den Kopf einwirkt. Dafür sorgt hochwertiges Dämmmaterial in der Schale. Kommt es zu einem Sturz, bei dem hohe Kräfte auf den Helm wirken, kann sich die Stoßdämpfung verformen oder sogar brechen – auch ohne äußere Merkmale. Experten raten daher: Im Falle eines Sturzes den Helm immer im Sportfachhandel eingehend überprüfen lassen! Nur so kann man sichergehen, dass die Schutzfunktion nicht beeinträchtigt wurde. Übrigens: Nach 5-8 Jahren erlischt die vom Hersteller garantierte Schutzfunktion des Helmes. Der Helm sollte dann ausgetauscht werden.

Ski-Irrtum Nr. 10: Auf Steilen und glatten Pisten lieber abschnallen und zu Fuß gehen
Unabhängig davon, wie verunsichert der Skifahrer durch zu anspruchsvolles Gelände ist: Abschnallen und zu Fuß runter gehen ist die gefährlichste aller Varianten. Die Sturzgefahr ist groß! Und zwar aus gleich mehreren Gründen: Mit der Skiausrüstung in der Hand hat der Fußgänger kaum eine Möglichkeit, sich irgendwo festzuhalten. Außerdem kommt es durch das Gewicht des Equipments und der schwierigen Handhabung im unwegsamen Gelände schnell zu Gleichgewichtsproblemen. Die Sohle eines Skischuhs ist nicht vergleichbar mit einer Profilsohle eines Bergschuhs, sie ist nicht griffig, sondern eher glatt. Das heißt: Man kriegt keinerlei stabilen Halt auf der Piste, vor allem nicht, wenn diese sehr kompakt ist.
Ein Sturz hat mitunter unliebsame Folgen, schließlich gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern durch ein unkontrolliertes Abrutschen auch die anderen Skifahrer. Die abgeschnallte Skiausrüstung kann darüber hinaus selbst zur Gefahr werden. Also bitte stattdessen: Gar nicht erst in die Gefahr kommen! Mit der richtigen Pistenwahl können zu anspruchsvolle Streckenabschnitte vermieden werden. Die Pistenmarkierungen dienen nicht einem bunten Bild auf den Panoramatafeln: Die Bezeichnungen „blau“, „rot“ und „schwarz“ informieren über den Schwierigkeitsgrad und sind eine sehr gute Richtlinie. Sollte eine eisige oder zu steile Piste dennoch zu einem schier unüberbrückbaren Hindernis werden: Unbedingt Ski anlassen und seitlich am Pistenrand runterrutschen oder absteigen! Der Treppenschritt gibt Sicherheit und ermöglicht ein stabiles, langsames Absteigen.

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